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Gemeinschaft für Heimatgeschichte e. V.
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Das neue Gotteshaus 1852

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts reichte der Platz in der Kirche nicht mehr aus, drückender empfand man die Raumnot, als die Gemeinde zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auf 1.500 Seelen angewachsen war. Pfarrer Steigentesch wollte sie deshalb vergrößern und empfahl dem Ordinariat, dass die Kapellenpflege einen  Beitrag von 470 Gulden leiste und ein zinsloses Kapital von 2.000 Gulden gewähre. Der Bischof war damit einverstanden und sprach die Erwartung aus, dass die beiden Zehntempfänger, die Herrschaft und Pfarrei, die restlichen Mittel aufbringen würden. Der Fürstbischof indessen verweigerte jeden Beitrag, der Pfarrer war ebenso wenig bereit, ein Opfer zu bringen, zumal er der armen Kirche in den letzten Jahren mehr als 1.000 Gulden geschenkt hatte. Es blieb, also nichts anderes übrig, als den Plan zu den Akten zu legen. Nicht anders erging es einem Plan von 1825, der einen Aufwand von 15.000 Gulden. erfordert hätte. Diesmal griff der Gemeinderat in die Verhandlungen ein und versuchte, die Kosten auf die beiden Zehntempfänger abzuwälzen. Wäre dies gelungen, so hätte der Württembergische Staat 9.780 und die Pfarrei 6.000 Gulden beisteuern müssen. Allein auch dieser Plan verschwand in den Akten. Zehn Jahre später erkannte man endlich, dass nur ein Neubau die Raumnot besei-tigen könne. Wieder griff die Gemeinde zu und erklärte sich selbst zu einem Beitrage bereit. 

Nach altem Herkommen war sie beim Kirchenbau zu Frondiensten verpflichtet, sie wollte diese Verpflichtung durch eine einmalige Geldsumme ablösen, verlangte aber, dass auch die Zehntempfänger beigezogen würden. Sie waren nach dem überlieferten Recht dazu verpflichtet, die Kirche zu bauen und zu unterhalten, wenn. dieMittel der Heiligenpflege nicht ausreichten. 

Aber freiwillig waren sie nicht bereit, ihrer Verpflichtung nachzukommen. Deshalb beschritt  der Gemeinderat den Rechtsweg und erzwang am 26. Oktober 1839 ein Urteil des Obertribunals in Stuttgart, das den Staat und die Pfarrer verpflichtete, die Baukosten zu tragen. Das Urteil löste in der Gemeinde große Befriedigung aus, denn man wusste jetzt, wo das Geld für den Neubau der Kirche zu holen war. Zu Beginn des Jahres 1850 waren die Kosten bereit gestellt:

Der württembergische  Staat leistete 61.584, die Pfarrei 18.556 und die Gemeinde statt des Frondienstes 10.800 Gulden.

 

Im Jahre 1849 kaufte der Stiftungsrat das ehemalige Klostergebäude und brach es ab, weil man den Platz für den Chor der neuen Kirche brauchte. Baurat Fischer in Stuttgart entwarf die Pläne für den Neubau und berechnete den Aufwand mit 79.160 Gulden. Die Maurer- und Steinhauerarbeiten übernahmen Werkmeister Krauß von Stuttgart und Steinhauer Josef Batzill von hier. Die Zimmerarbeiten erhielten die Brüder Krämer in Nellingen und Plieningen. Während man die Grundmauern aufführte, durfte die Gemeinde die alte Kirche weiter benutzen. Sie musste aber am 8. Sonntag nach Pfingsten vom sterbenden Gotteshaus Abschied nehmen. Oberkirchenrat Schott sprach an diesem "Sonntag des Jahres 1850" zum letzten Mal  von der Kanzel und legte seiner Predigt das Schriftwort zu Grunde: Du kannst  nicht mehr Verwalter sein! In der kommenden Nacht, berichtet die Pfarrchronik, war die Kirche mit Betenden gefüllt, so schwer fiel den Leuten der Abschied.

 

Dann sank das altehrwürdige Gotteshaus unter den Hammerschlägen zusammen. Dabei entdeckte man die (Grund*) Steine und erhielt Kenntnis vom Baujahrder abgebrochenen Kirche. Die Arbeit an der neuen Kirche schritt langsam voran, weil die Unternehmer nicht genug Arbeiter fanden. Doch konnte man am 7. Oktober 1850 den Grundstein legen. Stadtpfarrer Eduard Vogt von Ludwigsburg, der spätere Dekan, weihte ihn feierlich ein, nachdem man zuvor eine Urkunde und sämtliche Münzen „vom goldenen Dukaten bis zum Kreuzer“ eingemauert hatte. Viele Geistliche, der Kameralamtsverwalter Weber, Oberamtmann Klemm und die ganze Gemeinde nahmen an der Feier teil. Als sie beendet war, trug Stadtpfarrer Vogt den von ihm verfassten Weihespruch vor:

 

Ich leg zum Grund den ersten Stein,

mög er von Gott gesegnet sein,

und auch, vom Herren Jesu-Christ

der Bauherr und auch Eckstein ist…

 

Noch zwei Jahre musste die Gemeinde geduldig warten, bis der Bau vollendet war. Endlich, am 24. Dezember 1852, konnte Oberkirchenrat Schott die Kirche weihen. Am Weihnachtsmorgen erstrahlte sie zum ersten Mal im Lichte der Kerzen.

 

Textauszüge:  Eugen Efinger „Heimatbuch von Neuhausen auf den Fildern“

*Anmerkung

 

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