Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Liebfrauenkapelle in irgendwelcher Beziehung steht „zur Ermordung des Obervogts Hans VI. von Neuhausen. Sicher wissen wir indessen nur, dass sie in das Ende des 15.Jahrhunderts zurückgeht. Im Jahre 1480 stifteten nämlich Renhard V. von Neuhausen. ein Vermächtnis von 12 Gulden „für eine Kirche oder Obere Kapelle zu einem Neubau." Weil die Kapelle der Jungfrau Maria geweiht ist, nannte man sie die „Kapelle zu unserer Lieben Frau.“ Doch war früher schon der Name „Obere Kapelle“ gebräuchlich. Wenn aber damals von einer „oberen Kapelle“ die Rede war, musste. es noch eine andere Kapelle gegeben haben Diese andere, ältere Kapelle ist aus einer Schenkungsurkunde von 1390 bekannt. In diesem Jahr stiftete der Esslinger Bürger Hermann Laimlin mit seiner Frau Adelheid Rotterin „ein Vermächtnis in die Capell zu Newhusenı“ Worin es bestand, erfahren wir nicht. Auch sonst ist über die Kapelle nichts bekannt. Die Liebfrauenkapelle ist ein schlichtes Bauwerk im spätgotischen Stil. Über dem Rundbogen des westlichen Tores steht die verwitterte Jahreszahl 1681 oder 1683. Der spätgotische Toresschluss an der Südseite trägt die Zahl 1741 und das Handwerkszeichen des Steinhauers, den Zirkel, mit den Buchstaben IK. Eine weitere .Inschrift berichtet darüber, dass man die Kapelle in diesem Jahre erneuert hat. Der Innenraum der Kapelle ist 17 Meter lang, fast halb so breit und bis zur flachen Decke 5,7 Meter hoch. Spielerisch breiten sich feine Stuck- formen über die Decke aus und sprangen auch auf die im Vorsommer dieses Jahres(1951*) entfernte Empore über. Sie stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und wurden vor kurzer Zeit freigelegt und erneuert. Den ursprünglichen Altar ersetzte man wahrscheinlich 1709 durch einen neuen. Am 2. September dieses Jahres weihte der Generalvikar von Konstanz, Ferdinand Geist von Wildegg die Kapelle ein.
Textauzüge: Eugen Efinger: „Heimatbuch von Neuhausen auf den Fildrn“
*Anmerkungen