DIE GESCHICHTE DER ORGELN DER PFARREI
ST. PETRUS UND PAULUS NEUHAUSEN AUF DEN FILDERN
von Markus Grohmann, Neuhausen a. d.F.
Die Orgel der Pfarrkirche vor 1850
Der spätgotische Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche St..Petrus und Paulus hatte nachweislich eine barocke Pfeifenorgel, die nach noch einer vorhandenen Zeichnung in einem Bauplan aus
dem Jahre 1812 in die Brüstung der Chorempore an der westlichen Rückwand der Kirche integriert war. Die Orgel besaß l Manual und ein selbstständiges Pedalwerk. Der Spieltisch
muss sich an der Rückwand des Orgelgehäuses befunden haben.
Leider lassen sich weder genaues Baujahr noch der Erbauer dieses nicht mehr existenten barocken Instrumentes ermitteln. Jedoch liegt aus dem Jahre 1805 ein wertvolles Dokument im Pfarrarchiv vor, in dem die Orgel und deren Zustand wegen einer notwendigen bevorstehenden Renovation sehr genau beschrieben werden. Es handelt sich hierbei um ein Gutachten des Orgelmachers Johann Victor Gruhl (sen.) aus Bissingen/Teck vom 25.Juli 1805. In seiner Einleitung schrieb Orgelmacher Gruhl:
"Von denen Herren Ortsvorsteher daselbst wurte ich Orgelmacher Johann Victor Gruhl von der, unter obigen Dato berufen, den schadhaften Zustand dasiger Kirchenorgel der sich seid Mehreren Jahren her vermehrt, und bedauert Worten, welche Orgel aber in Gegenwart des Herrn Organisten und noch (anderen) Mit-Glieder (von) Ihnen ist untersucht worden. Bei der ersten lnspechion aber fand und zeigte sich das... ."
Anschließend führte Gruhl im Gutachten die Disposition der Orgel auf und zu jedem Register die zu behebenden Mängel. Dank dieser Aufstellung lässt sich die Disposition der Orgel wie folgt rekonstruieren:
Manual Pedal
Principal 8' Subbaß 16'
Phioli-Gamba 8 ' Oktav-Baß 8 '
Oktav 4' Oktav 4'
Coppel 8 ' Quintbaß
Flöte 4'
Mixtur 3 fach
Quint
SuperOktav 2'
Der Gesamtzustand der 12 Register großen Orgel war laut des Gutachtens von 1805 äußerst desolat. Von undichten Bälgen und Windladen, von vielen Pfeifen, die überhaupt nicht mehr ansprechen, ist die Rede. "Die ganze Orgel ist verstaubt und verdreckt und soll komplett ausgehoben (abgebaut) werden". Dieser schauerliche Zustand der Orgel im Jahre 1805 lässt darauf schließen, dass jenes Instrument zu dieser Zeit einige oder viele Jahrzehnte alt gewesen sein musste. Orgelmacher Gruhl schrieb am Ende seines Gutachtens:
"Das ganze Orgelwerk verspricht unterzeichneter widerum Gut und Thauerhaft herzustellen, auch bedingt er sich sälbsten nach Verfärtigung dieses Werks Einen Sachverständigen darob zu führen ob er versprochener Masen seine Arbeit vollkommen gemacht habe".
Mit dem Abriss der spätgotischen Kirche im Jahre 1850 endete auch die Geschichte dieser Orgel. Der Kirchenstiftungsrat beschloss, dass die für den neuen großen Kirchenbau viel zu kleine und zudem wieder schadhafte Orgel nicht mehr eingebaut werden soll. Bereits im Jahre 1844 richtete der Kirchenstiftungsrat Neuhausen ein Schreiben an das Esslinger Bauamt (Kameralamt) mit der Bitte um einen finanziellen Zuschuss für den Kirchenneubau und zum notwendigen Neubau einer größeren Orgel. Vom 26.Dezember 1844 liegt ein Antwortschreiben des Esslinger Kameralamtes vor:
"Da es sich bei ihrem bevorstehenden neuen Kirchenbau zu Neuhausen auch um eine neue Orgel hantelt, so wird ihr Stiftungsrath daselbst zu einer actenmäßigen Äuserung veranlaßt, auf Weßen Kosten die vorhandenen alte Kirchenorgel angeschafft und bisher unterhalten worden ist".
Des Weiteren wurde der Kirchenstiftungsrat aufgefordert, das Baujahr der alten Orgel ausfindig zu machen. Leider ist das sicherlich ergangene Antwortschreiben aus Neuhausen in keinem der in Frage kommenden Archive mehr vorhanden hierin läge wohl des Rätsels Lösung um Baujahr und Erbauer der Orgel. Das Weitere Schicksal des Instruments nach dem Ausbau aus der spätgotischen Kirche im Jahre 1850 ist nicht vollständig bekannt. Ausgebaut wurde das Instrument von Orgelmacher Johannes Schäfer aus dem benachbarten Wolfschlugen. Vermutlich wurden die noch brauchbaren Teile der Orgel zur Weiterverwendung verkauft.