1854 erreichte ein Brief aus Laviolette/Frankreich, an einen Bürger in Neuhausen, bereits nach einem Tag Esslingen. Dies ist mit einem Poststempel belegt. Selbst für
heutige Verhältnisse eine beachtliche Leistung.Funktionierte das Postwesen in den Städten, so waren die Dörfer doch mehr oder weniger postalisch von der Außenwelt abgeschnitten. Briefe wurden von
Postboten zu Fuß zugestellt.
1862 wurde der Neuhauser Gemeinderat mehrfach bei der königlichen Postdirektion vorstellig um eine fahrende Postzustellung zu bewirken. Leider mit geringem Erfolg.
Auszug und Wortlaut aus dem Gemeinderatsprotokoll verhandelt am 8. Juli 1862
Die Gemeinde Neuhausen hat schon einigemal mit der königlichen Postdirektion korrespondiert in Betreff der Errichtung einer fahrenden Post.
Gestern hat sich ein Assessor hierher begeben und hat derselbe in Vorschlag gebracht, dass das Postwesen mit der Oberamtsstadt nur vorerst in der Richtung verbessert werden könne, dass ein
laufender Bote aufgestellt, welcher jeden Tag mit Ausnahme der Sonntage von hier über Nellingen und Denkendorf abzugehen habe.
Von Seiten der Postdirektion werde eine jährliche Vergütung bezahlt von 150 – 160 fl(Gulden) und die Uniformierung. Der Mann werde ebenfalls von Seite der Direktion besorgt. Die einzelnen Gemeinden
haben aber die Verpflichtung, dasjenige beizutragen was bis dato dem Amtsboten aus der Gemeindekasse gezahlt worden ist.
“Erst 1869, sieben Jahre später, billigte man Neuhausen eine eigene Poststelle zu.
Am 1.Februar 1869 wurde die Poststelle (Postablage) im Gasthaus Löwen eingerichtet und der Besitzer Wilhelm Bauer zum ersten „Postablagebesorger“ bestellt.
Die Postversorgung erfolgte nun direkt über die Postkurslinie Esslingen-Neuhausen, die zweimal täglich mit der Postkutsche befahren wurde. 1872 ging die Postablage auf Carl Johann Bauer über. Im
gleichen Jahr kam eine Telegraphenstation hinzu.
Aufgrund des gestiegenen Postverkehrs wurde die Postablage in eine Postexpedition(Postamt) umgewandelt. Nach dem Tod von Carl Johann Bauer übernahm seine Witwe Mathilde den Postdienst.
Neben der Familie Bauer spielt die Familie Batzill eine bedeutende Rolle. Johann August Batzill gehörte mit seiner Berufskleidung und seinem Postkarren zum Ortsbild in Neuhausen. Johann August
Batzill trat am 1.3.1887 in den Postdienst ein. Batzill bezog für eine 12 stündige Arbeit ein Entgelt von 1,20 Mark. Als Batzill nach 42 Jahren in den Ruhestand ging hatte er eine Wegstrecke von ca.
120.000 Km zurückgelegt. Eine Strecke die 3 Mal um die Erde reicht.
Seine Tochter Emma übernahm 1915 die Postagentur, die in den Räumen des Gebäudes Schloßplatz 11 eingerichtet wurde. Dort befand sich auch die Hand-Telefonvermittlung, der sogenannte
Klappenschrank.
1928 zog die Postagentur in das neu errichtete Gebäude in der Schlossstraße. In diesen Räumen wurde die Poststelle in ein Zweigpostamt umgewandelt.
Im Dachgeschoß wurde das erste Wähleramt für die Telefonvermittlung eingerichtet. 1952 bekam Neuhausen sein eigenes Postamt dessen Leiter Emil Dvorak war. 1956 wurde
neben dem Postamt einen neue Telefonvermitt-lungsstelle gebaut, da die Einwohnerzahl von Neuhausen deutlich gestiegen war und viele Bürger ein eigenes Telefon beantragten. Im Jahre 1980 war wiederum
eine Anpassung des Postwesens notwendig, denn das bestehende Postamt war für die stark gestiegene Einwohnerzahl wiederum zu klein. Da die Telefonvermittlungsstelle ebenfalls zu klein wurde,
errichtete die Deutsche Bundespost in der Gottlieb-Daimler-Straße für diesen Zweck ein großes modernes Gebäude. In das frei werdende Gebäude in der Wilhelmstraße wurde das Postamt verlegt, das nun
einen großzügige Schalterraum und Betriebsräume hatte. Betriebsleiter Emil Dvorak und seine 14 Mitarbeiter bearbeiteten z.B. im Jahre 1980 täglich etwa 5800 Briefe und Zeitungen sowie 230
Pakete.
Durch die Privatisierung der Bundespost wurden verschiedene Anpassungen erforderlich. So wurde im Jahre 2007 das Postamt Neuhausen aufgelöst. In den Räumen der Firma Buhl, Schlossplatz 5 wurde für
die Postversorgung in Neuhausen eine Postagentur eingerichtet.