Die Ortsherrschaft hatte außer dem Lehen auch persönlichen Grundbesitz. Nach einer Beschreibung von 1750 gehörten außer den beiden Schlössern 157 Morgen
Feldgüter dazu, die in zwei Höfen zusammengefasst waren, im Gößlins und Reischenhof.
Gößlinshof der Herrenhof ?
Wie jeder Bauer besaß auch der Ortsälteste einen Hof, den man später den Herrenhof hieß. Wir erfahren aber fast ein Jahrtausend nichts von ihm. Erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts
hören wir zum ersten Mal von einem großen Hofgut, Gößlinshof und später Felleisengut genannt. Weil dieser Hof wahrscheinlich der Herrenhof gewesen ist, müssen wir auf seine Geschichte
kurz eingehen.
Der älteste uns bekannte Besitzer war ein Eßlinger Bürger namens Rüdiger Nallinger.
Im Jahre 1350 ging der Hof an den Sohn Hug Nallinger über. In der folgenden Zeit zerteilte er sich in zwei Hälften, deren Besitzer meistens Eßlinger Bürger gewesen sind. Am 9. August 1574
kaufte Georg V. von Neuhausen die eine Hälfte für 1480 Gulden und 1581 auch die andere für 1400 Gulden. Im selben Jahre löste Erzherzog Ferdinand den Hof aus dem österreichischen
Lehensverband. Das Gut, das jetzt freies Eigentum Georgs von Neuhausen war, vererbte sich auf die Nachkommen.
Der Gößlinshof war der größte aller Höfe in Neuhausen. Nach einem Lagerbuch von 1663 zählte er 74 Morgen Ackerland, 22 Morgen Wiese und 2 Morgen Egart oder Weideland in Häberlinsheck an den
Weinbergen.
Er war damals mit 6480 Gulden veranschlagt. Es gibt der Gründe genug für die Vermutung, dass dieser Hof einstens der Herrenhof gewesen ist. Dafür spricht vor allem seine Größe.
Bauerngüter mit 100 Morgen hat es in Neuhausen sicher nicht gegeben, nur der Dorfälteste konnte einen so großen Hof besessen haben. Unsere Vermutung wird bekräftigt durch die auffallend
großen Parzellen des Hofes, die man in gleicher Größe bei bäuerlichen Höfen vergeblich sucht. Die meisten von ihnen, und gerade die größten, liegen in der Nähe des Dorfes, so zwei Äcker
mit 11 Morgen in Böttlinsacker und 81/2 Morgen in Schönwies, ferner sechs Stücke mit 4 bis 6 Morgen in den Mühläckern, in Utzenacker, in Schellen, im Weilgarten, in den Kreuzäckern und im
Scharnholz. Weitere Grundstücke zählen zwischen
3 und 4 Morgen. All dies spricht für die Vermutung, daß der Gößlinshof ursprünglich der Herrenhof gewesen ist. Zu ihm gehörte bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts die große Scheuer
auf dem Burgplatz, Felleisenscheuer genannt. Sie musste im Jahre 1567 dem unteren Schloss Platz machen. Von nun an zählte das Schlösse, Bahnhofstraße 32, zum Gößlinshof.