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Gemeinschaft für Heimatgeschichte e. V.
Neuhausen auf den Fildern
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85-260 n. Chr. Die Römer

Als das Neckargebiet um 85 n. Chr. römisch wurde, war die ansässige Bevölkerung weitgehend keltischer Abstammung. Ob in den nur anderthalb Jahrhunderten römischer Herrschaft hier eine gallorömische Mischbevölkerung entstand, ist schwer einzuschätzen. Doch sicher hat Rom die in allen Provinzen massiv betriebene Ansiedlung von Militärveteranen und Zivilpersonen auch hier praktiziert. Die Grenze zwischen den Provinzen Obergermanien und Rätien ist gegen Ende des 1.Jahrhunderts schwer lokalisierbar. Nach der Errichtung des Vorderen Limes ist die Grenze zwischen beiden Provinzen genauer erkennbar. Sie verlief vom Rotenbachtal westlich von Schwäbisch Gmünd in südlicher Richtung entlang der Alb bis zur Donau bei Tuttlingen und von hier ab bis zum westlichen Bodensee“. Die Filder gehörte also wohl vollständig zur Provinz Obergermanien. Auch nach der Nordverschiebung des Limes ab 155 n. Chr. blieb die Fildern grenznah. Das nächstgelegene Kohortenkastell, Lorch, lag nur etwa dreißig bis vierzig Kilometer von Neuhausen entfernt. Wahrscheinlich stand ein mindestens zehn Kilometer breiter Streifen im Hinterland des Limes unter Militärverwaltung und war für zivile Besiedelung gesperrt“. Doch auch die weiter von der Grenze entfernten Gegenden dürften hinsichtlich Besiedelung, Landwirtschaft und Gewerbe vom Bedarf der Limesgarnisonen und angeschlossenen Zivilsiedlungen geprägt gewesen sein.

Hier produzierten zahlreiche Gutsbetriebe, so genannte villae rusticae, die benötigten Lebensmittel. Ausgrabungen zeigen, dass im Fildergebiet etwa alle 4,6 bis 8 Kilometer eine villa rustica gelegen hat. Auf Neuhausener Gemarkung wurde zwar bis jetzt keine villa rustica ausgegraben, doch die nahe der Riedbrunnenquelle gefundenen Bruchstücke einer Jupitergigantensäule sind ein Hinweis, dass wenigstens ein solcher Gutsbetrieb in der Nähe des heutigen Dorfs existiert hat. Diese Säulen wurden meist auf dem Areal oder in der nächsten Umgebung von Gutshöfen aufgestellt“. Der Standort der Villa ist aber unbekannt, er könnte ebenso gut auf der Gemarkung einer Nachbargemeinde zu suchen sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch das um die Wende zum 20. Jahrhundert ausgegrabene kleine Merkurheiligtum im Staatswald  „Rotwiesenhalde“ bzw. „Sauhag“, in dem vier Köpfe verloren gegangener Statuen und einige Reliefreste entdeckt wurden, muss nicht unmittelbar zu einer Gutsanlage gehört haben. Die drei römischen Gebäude im Wald „Sauhag“/Flur Rothau gehören wohl zu dem Merkurheiligtum, dienten also religiösen Belangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein südlich Neuhausens „in einem Waldstück“ entdecktes 20x20 Meter großes Mauerquadrat,bei dem es sich wohl um einen Viehpferch oder Hirtenunterstand gehandelt hat, gehörte wahrscheinlich zu einer Villa, doch ist nicht einmal sein Standort genau bekannt“.
Über den Zweck des römischen Gebäudes im Wald Horb ist man sich nicht ganz sicher. Aufgrund seiner reichhaltigen Ausstattung und architektonischen Ausgestaltung war es wohl kein Wirtschaftsgebäude, wahrscheinlich auch kein Wohnhaus, sondern es wird eher kultischen Zwecken gedient haben. Weitere ver- streute Siedlungsreste im Süden der Gemarkung ergeben das Bild einer lockeren Bebauung mit landwirtschaftlichen Zweckbauten und Wohngebäuden.

1955 wurde in der Südwest-Ecke der Lehmgrube am Egelsee ein mit verzahnten Brettern verschalter und mit Holzkeilen verkeilter Brunnen mit einem Durchmesser von 1,2 Metern freigelegt. Nur 100 Meter entfernt fanden sich Gefäßscherben, darunter glatte Sigillata.

Auf römische Siedlungsspuren ist man außerdem in den Fluren Weiherwiesen, Oberes Tal, Plätzleswald, Steighau und in der Brunnenstube im „Neuhauser Tal“ gestoßen. Mit Ausnahme der am Westrand von Neuhausen gelegenen Flur Weiherwiesen befinden sich alle anderen Fundorte im Süden der Gemarkung.

Die Grabfunde lassen schon für die alemannische Land-nahmezeit des 3.Jahrhunderts im Bereich des mittleren Neckars einen Siedlungs-schwerpunkt vermuten, wobei die Zahl der Siedler nach heutigen Maßstäben gering war. Auf den Fildern ist eine Siedlung auf der Gemarkung von Kemnat freigelegt worden, die in die Zeit um 300 datiert wurde. Weitere Siedlungen aus der Landnahmezeit sind bisher auf den Fildern archäologisch nicht nachweisbar.

 

Textauszüge: „Neuhausen auf den Fildern“(Markstein Verlag)
Bilder: Bruno Goldner

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