Anton Mahringer
Klein steht am unteren linken Bildrand „A.M. – 64“. Anton Mahringer malte als Auftragsarbeit im Jahr 1964 das Wandbild in Tempera auf Leinwand für den Kleinen Sitzungssaal im Rathaus Neuhausen. Das Bild zeigt einen Teil der Geschichte Neuhausens und Neuhausen als Teil der Geschichte. Von Mammutjägern in der Höhenmalerei nachempfundenen Szenen über mittelalterliche Sequenzen mit einem Ritter mit Schwert und Waage und einem historischen Grundriss des Zentrums von Neuhausen bis zu einer unter einem Regenbogen liegenden Ortsansicht von Neuhausen mit dem markanten Kirchturm und einem Hinweis auf den Fortschritt verheißenden, benachbarten Flughafen. Die Zukunft bleibt im Ungewissen, wie aus Nebelschleiern konstituiert sich rechts oben ein helles Zentrum, ganz zart deutet Mahringer die Konturen eines lichtumfluteten Kopfes an, vier Flugzeuge streben ihren Umriss verwandelnd dynamisch diesem Lichtpunkt entgegen.
Anton Mahringer wurde am 26. September
1902 in Neuhausen auf den Fildern geboren. Schon 1903 siedelte die Familie nach Schwäbisch Gmünd über. Im gleichen Jahr starb seine Mutter nach der Geburt des achten Kindes. Zunächst machte Anton
Mahringer eine Banklehre, 1925 begann er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart in der Klasse Malerei und Komposition bei Professor Arnold Waldschmidt. 1928 wechselte er in
die Klasse Technische Malerei des frisch nach Stuttgart berufenen Professors Anton Kolig, er wird dessen erster Schüler. Im selben Jahr reiste er erstmals im Rahmen eines Studienaufenthaltes ins
österreichische Gailtal. 1931 erhielt er ein württembergisches Staats-Stipendium für Rom. Er kehrte nicht mehr an die Akademie zurück, sondern siedelte nach Kärnten über. Drei Kilometer von Nötsch
entfernt bezog er zunächst eine einfache Unterkunft. Er heiratete 1932 die Kolig-Schülerin Regina Peschges. Anton Mahringer wurde Teil des Nötscher Kreises mit Sebastian Isepp (1884-1954), Franz
Wiegele (1887 – 1944) und seinem Lehrer Anton Kolig (1886 – 1950). Der Nötscher Kreis war eine lose Gruppe von Malern, er hat die österreichische Malerei vor allem in der Zwischenkriegszeit stark
geprägt.
Mahringer widmet sein Schaffen der
Figur und dem Porträt, vor allem aber der Landschaft. Nach 1930, so schreibt Walter Zettl in seinem 1972 im Verlag Galerie Welz Salzburg erschienenen Katalog „Anton Mahringer“, entwickelt er einen
persönlichen Stil, „der sich in den letzten Jahrzehnten nach und nach in einer faszinierenden Weise durch weitgehende Abstraktion in Form und Farbe verdichtet“. Anton Mahringer reiste viel, er bekam
Stipendien, seine Werke wurden von großen Museen etwa in Stuttgart und Wien angekauft, 1948 erhielt er den österreichischen Staatspreis für Malerei, 1956 wurde er ihm der Professorentitel verliehen.
Am 29. Dezember 1974 starb er in Villach.
Tobias Wall schrieb im Rahmen der von
der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen im Jahr 2012 organisierten Ausstellung „Anton Mahringer – Ein Kärntner Maler aus Schwaben“: „Nie bildet der Künstler die Wirklichkeit einfach nur ab, sondern
schafft für sie in seinen Bildern freie Metaphern aus Linien und Farbklängen. Anton Mahringer sucht in seiner Kunst nach dem Wesen der Wirklichkeit und findet sie in der Poesie von Formen und
Farben.“ Genau das gelingt ihm auch beim großen Wandbild in Neuhausen.