1890 entschieden sich die Wähler für einen Bürgersohn und wählten Josef Anton Balluff (1890-1913) zum Ortsvorsteher. Er ist geboren am 3. Oktober 1848. Nachdem er den kaufmännischen Beruf erlernt hatte, wollte er ins Ausland gehen, übernahm aber nach dem frühen Tod des Vaters das Geschäft Marktstraße 8, führte es bis 1890 weiter und verkaufte es an den Schwager Tod, der es vier Jahre später an Karl Grimm veräußerte. Schon vor seiner Wahl war Balluff im öffentlichen Leben gestanden, er war Mitbegründer der Gewerbebank und des Gesangvereins Eintracht, stand bei der Gründung des Vinzentiusvereins an vorderster Stelle und blieb zeitlebens sein Wohltäter. Er konnte, deshalb der Aufmerksamkeit seiner Mitbürger nicht entgehen.
Sie wählten ihn im Februar 1890 mit großer Mehrheit. Vier Wochen nach der Amtseinsetzung erhöhte der Gemeinderat die Dienstbezüge auf 2200 und 1906 auf 4600 Mark. Was die Gemeindeverwaltung unter Balluffs Amtstätigkeit geleistet hat, ist unverwischbar eingetragen in die Geschichte der Heimat.
Der Bau der Wasserleitung und der Filderbahn, der Ausbau der Ortsstraßen, die Feldbereinigung das sind nur einige Werke von bleibendem Wert. Als sich Balluff am 1. April 1913 aus dem öffentlichen Leben zurückzog, ernannte ihn der Gemeinderat zum Ehrenbürger. Der bedeutende Mann, einer der edelsten Bürger von Neuhausen, verdient es, dass sein Bild in der Heimatgeschichte fortlebe. Er war eine gefestigte Persönlichkeit seltener Art. Selbstlos und in unbedingter Treue wusste er sich mit den Menschen und seinem Amte verbunden. Die Kraft zu dieser sicheren, männlichen Haltung strömte ihm aus seiner religiösen Überzeugung zu.
Sie bestimmte, wie sein Freund, Ortspfarrer Weiger, am offenen Grabe bekannte, sein ganzes Leben, machte ihn so pünktlich und überaus zuverlässig in der Führung seiner Ämter, gab ihm eine unbeugsame Festigkeit, wo immer es sich um das Gut unveräußerlicher Grundsätze handelte. Sie machte ihn so selbstlos, dass er den eigenen Nutzen nie gesucht hat. Aber der Ehre und Anerkennung, die er fand, konnte er sich herzlich freuen. Das machte ihn so wohltätig, ob er nun im Stillen heimlich Tränen trocknete oder für die Zierde des Gotteshauses die Hand zu reichen Spenden öffnete, oder seinem Lieblingswerk, dem Vinzentiushaus, oder den Kleinen des Kinderheims eine Freude machte. Der Mann, der in irdischen Dingen nie etwas halb gemacht hat, War ein ganzer Christ.
Kein Werk von Dauer ist in der Gemeinde ohne seine Hilfe entstanden. Wo immer es zu helfen galt, stand der uneigennützige Mann; der in kinderloser Ehe lebte, an vorderer Stelle und opferte einen großen 'Teil seines Vermögens für wohltätige Zwecke. Und wie er gelebt, so starb er auch. Es war als habe der Tod keine Schrecken für ihn, sein wundervolles Gottvertrauen trug ihn hoch hinweg über die Abgründe von Angst und Furcht.“ Am Nachmittag des 14. Oktobers 1920 trug die Gemeinde ihren ersten Ehrenbürger zum Friedhof hinaus und bettete ihn in neben der Liebfrauenkapelle zur ewigen Ruhe.
Textauszüge: Eugen Efinger „Heimatbuch von Neuhausen a.d.F.“